29.04.1955 Umzug nach 'An der Vogelrute' in Euskirchen

• Die Eröffnungsbilanz wird am 01. Januar erstellt. Das Gesamtvermögen beläuft sich auf 76.220,07 DEM, was heute 169.676 € entspricht. Sehe Eröffnungsbilanz.
• Alfred versucht immer noch herauszufinden, ob er Weihnachtsdekorationen nicht zu wettbewerbsfähigen Preisen herstellen kann. Er ist Geschäftsmann genug, um zu erkennen, dass es nicht möglich ist. Weihnachtsschmuck ist ein Saisonprodukt. Für die Vorfinanzierung der Produktion muss man über eine ernsthafte finanzielle Unterstützung verfügen. Die osteuropäische Konkurrenz ist wegen der Dumpingpreise zu stark, deshalb gibt er diesen Traum allmählich auf. Sehe Weihnachtsdekorationen.
• Alfred lebt bis April im “In den Benden, 6”. Direkt gegenüber seinem Wohnhaus “In den Benden, 5” befindet sich die Glashütter “Jola”. Um seine Investition rentabel zu machen, beauftragte er Subunternehmer mit dem Aufblasen von Signalleuchten (Ampeln, rote Laternen, die am letzten Waggon eines Zuges aufgehängt werden, usw.). Jola liefert die Holzform sowie die Zusätze, um das Glas zu färben und ihm eine gewisse Festigkeit zu verleihen. Letztere werden Alfred in Rechnung gestellt. Irgendwie gibt es einen Vermittler zwischen den beiden, so dass seine Verdienste vielleicht nicht groß waren, aber er konnte anfangen und Geld verdienen, um seiner neuen Glashütte Leben einzuhauchen. Während er sich nach anderen Kunden umsehen konnte. Sehe Jola. Das Merkwürdige an der Geschichte ist die Anrede. Jola sendet Befehle an die Glashütte am Gasometer, wo sich sein letzter Wohnsitz befindet. Bei Alfred gibt es immer Nebel. Hat er es absichtlich getan oder fand er die Stadtaufzeichnungen beiläufig und hat er es getan, sobald er 5 Minuten Zeit hatte? Bislang habe ich dafür keine Beweise gefunden.

• In Alfreds Archiv finden wir einen Grundriss von 'Am Fuchspfad' vom 18. Mai, in dem er als Bauherr erwähnt wird. Was war sein Plan? Schwer zu sagen, weil ich nicht viele Notizen aus dieser Zeit finde, wahrscheinlich aus Zeitmangel. Er war zur gleichen Zeit mit 1001 Dingen beschäftigt. Sehe Grundriss.
• Es ist klar, dass Alfred andere Pläne hat und seine Glashütte “Luisenhütte” in der Gottfried-Kinkel-Straße an Karl Görgen verpachtet, der die gegen Bezahlung vorhandenen Bestände natürlich nutzen darf. Sehe Pacht.
• Die vor 1955 zu entrichtenden Grund- und Hundesteuern sind unter der Adresse 'am Gasometer' zu finden, 'in den Benden' wurde gestrichen. Sehe Steuern.

Er zieht am 29. April von 'In den Benden' an diesen neuen Standort um. Alle Adressen in Euskirchen, mit denen Alfred etwas zu tun hat, liegen in der gleichen Gegend.

Alfred versucht herauszufinden, welche Produkte benötigt werden, denn die Glasbläserei hat für ihn kein Geheimnis. Von Kunstwerken bis hin zu technischem Glas spielt es keine Rolle. Er kann alles tun. “Alfred lebt Glass” in Analogie zum Opel-Werbespot “Wir leben Autos”. Sein Freund und Geschäftspartner Fritz Jochmann ist einer von ihnen. Beide sind von der Glasbläserei durchdrungen. Um einen Einblick zu bekommen, fragt er G. Géron in Brüssel, was der Markt verlangt. Géron ist ein Trader, der Angebot und Nachfrage zusammenbringt und von der Provision lebt. Trader sind Unternehmen, die über riesige Kartenfächer verfügen, in denen sie ihre Adressen aufbewahren. Als Hersteller hatte man oft keine Wahl, die Trader hatten die Beziehungen und der Kunde und der Lieferant würden sich wahrscheinlich nicht direkt oder viel schwieriger finden. Heute ist Herr Google oder Bing der Trader und hat Hunderte, wenn nicht Tausende von Treffern mit einem Suchbegriff. Sehe Géron.

Alfred ist nun damit beschäftigt, Glas zu blasen und hat wenig Zeit für etwas anderes. Von ehemaligen Mitarbeitern in Grevenmacher erhält er noch mehrere Briefe und Karten. Auch dort wurde er als Chef geschätzt, genau wie in Hemiksem. Er hört nichts mehr von seiner Frau, die Frieden mit einer neuen Geliebten gefunden hat und Alfred allein lässt. Wenn sich alles in seinem Leben stabilisiert, wird er wieder damit beginnen, die Eifersucht seiner Frau in seinen Notizen niederzuschreiben, aber das ist erst Jahre später. Wenn er in der Zeitung einen Artikel über die Nazis liest, schneidet er ihn prompt heraus. Wenn er etwas darüber hört oder liest, fängt er an, wütend zu werden. Sehe Zeitung.